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Wochenbrief: Pflege, Fifa, G7, IS

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Wochenbrief: Pflege, Fifa, G7, IS

Liebe Leute,

wer seine pflegebedürftige Mutter oder seinen Vater in einem Altenheim unterbringt, tut es meist mit einem schlechten Gewissen und vielleicht auch dem Gefühl, versagt zu haben. Aber dieser Schritt geht einher mit der Hoffnung, dass sie dort pflegerisch besser versorgt sind als zu Hause bei der überforderten Familie. Das ist allerdings häufig nicht der Fall, wie viele Skandale gezeigt haben.

Und die Politik trägt nun noch dazu bei, dass sich die Situation weiter verschlechtern könnte: Seit Anfang des Jahres subventionieren die Pflegekassen die Anstellung sogenannter Betreuungsassistenten in Altersheimen, jene ungelernten Hilfskräfte also, die in Crashkursen für ihren Job fit gemacht werden – und qua Gesetz ausschließlich für die soziale Betreuung von Alten eingesetzt werden dürfen. Nach Recherchen von Anette Dowideit werden die billigen Helfer in der Praxis aber vermehrt wie ausgebildete Pfleger eingesetzt. Alte und Bettlägerige müssen sich demnach darauf einstellen, künftig noch öfter als ohnehin schon von ungelernter Hand gelagert oder gefüttert zu werden oder gar Tabletten verabreicht zu bekommen. Das geht meistens gut. Das Risiko, dass es auch mal schief geht, ist von der Politik aber offenbar einkalkuliert, wie Dowideit schreibt.

Seit anderthalb Jahren verfolgt Tim Röhn  die Machenschaften der Fifa und ihrer Funktionäre aus nächster Nähe. Er flog zum Fifa-Chefermittler Michael Garcia nach New York, er war bei so gut wie jeder Verbandstagung dabei. Und so kam vielleicht der Zeitpunkt der Festnahme von Fifa-Funktionären überraschend, nicht aber die Tatsache, dass nun gegen hochrangige Fifa-Funktionäre ermittelt wird. Röhns Analysen, Reportagen und Kommentare über die Tage, in denen Blatter die Fußballwelt (abermals) für dumm verkaufte, finden Sie hier. Mit der Wiederwahl von Fifa-Chef Sepp Blatter ist das Nachrichteninteresse erst einmal abgeebbt. Doch genauso klar ist: Das Thema Fifa und Korruption kommt bald wieder  – vermutlich geballt.

Der Countdown für den G-7-Gipfel auf Schloss Elmau läuft. Und während die Unterhändler der westlichen Welt und Japans gerade auf Hochtouren versuchen, die offenen Fragen vor dem Gipfel auf ein Minimum zu reduzieren, bereiten sich die Sicherheitsbehörden auf jedes denkbare Szenario vor. Denn wie jedes Mal, wenn sich die Mächtigen der Welt treffen, werden auch dieses Mal Tausende von Globalisierungskritikern anreisen – und die Trittbrettfahrer, die die Proteste für ihre Sache nutzen wollen. Wie Manuel Bewarder, Martin Lutz und Uwe Müller exklusiv berichteten, rechnen BKA, Polizei und Verfassungsschutz in dieser Woche mit Krawall, was nicht überraschen kann. Wie groß das Eskalationspotenzial wirklich ist, welche Angriffsziele in Frage kommen und warum zwei Bürgermeister sogar Drohbriefe von der linksextremistischen Szene bekommen haben, lesen Sie hier.

Dass es auch mit einer offensichtlich aggressiven Gesinnung  gelingen kann, gänzlich unter dem Radar deutscher Sicherheitsbehörden zu agieren, zeigt das Beispiel zweier Brüder aus dem Ruhrgebiet. Die Zwillinge Kevin und Mark K. hatten in Deutschland ein Vorzeigeleben gelebt: Der eine Student, der andere Bundeswehrsoldat, Söhne aus gutem Hause, beliebt und sozial integriert. Eines Tages konvertierten sie zum Islam, radikalisierten sich – und reisten in den Irak, wo sie im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als Selbstmordattentäter starben. Florian Flade recherchierte die Hintergründe der unfassbaren Geschichte zweier jungen Männer, die das Morden mutmaßlich seit Jahren im Sinn hatten und doch nie auf einer Terrorliste zu finden waren.

Und zum Schluss noch eine News zum Thema Flugsicherheit – das uns beschäftigt, seit der Schicksalspilot Andreas L. im April eine Germanwings-Maschine zum Absturz brachte und so 150 Menschen in den Tod riss. Damals fanden wir heraus, dass die Lufthansa das Luftfahrtbundesamt nicht über die Depression von Andreas L. informiert hatte, obwohl dessen psychische Erkrankung aktenkundig war. Wie Andreas Maisch, Andre Tauber und Christoph Schiltz nun recherchierten, will sich die EU-Kommission mit derlei Sicherheitslücken nicht mehr abfinden – und drängt Deutschland dazu, die Gesundheitschecks bei Piloten besser zu kontrollieren.

Trotz all dieser schweren Themen: Viel Spaß bei der Lektüre und eine gute Woche wünscht

Ihre Ileana Grabitz

 

 

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